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Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie (RlA)

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Assyriologie, Altorientalistik und die Archäologie im vorderasiatischen Raum

Die Altorientalistik

Die Altorientalistik – auch Assyriologie oder Keilschriftforschung genannt – ist die Wissenschaft von Sprachen, Geschichte und Kulturen des Alten Orients von ca. 3000 v. Chr. bis zur Zeitenwende. Ihr geographischer Raum umfasst weite Teile Vorderasiens auf dem Gebiet der modernen Staaten Irak, Syrien, Türkei und Iran sowie benachbarter Länder.

Hauptquelle der Altorientalistik sind etwa 550.000 Texte, die mit Keilschrift auf Tontafeln geschrieben sind und die Jahrtausende überdauert haben. Diese Keilschrifttexte stellen das älteste Textkorpus des gesamten Altertums dar. Der größte Teil dieser Texte befindet sich in zahlreichen Museen und Privatsammlungen der Welt, allerdings bringen archäologische Ausgrabungen jährlich neue Tontafeln zum Vorschein, weshalb die Zahl der Texte immer weiter wächst.

Die Altorientalistik gliedert sich in folgende nach den Sprachen definierte Teilgebiete:

  • Akkadisch, die Sprache der Babylonier und Assyrer, war in Mesopotamien und darüber hinaus im gesamten vorderasiatischen Raum vom 3.-1. Jahrtausend v. Chr. in Gebrauch. Das Akkadische ist geographisch und chronologisch die am weitesten verbreitete Sprache des Alten Orients.
  • Sumerisch, die mit keiner anderen Sprache verwandte, älteste überlieferte Sprache der Menschheit. Sie ist die Sprache der Schrifterfinder aus dem südlichsten Teil Mesopotamiens im 3. bis zum frühen 2. Jahrtausend v. Chr.
  • Hethitisch, ist die älteste belegte indoeuropäische Sprache und mit dem Deutschen, Englischen, Lateinischen, Griechischen und Altindischen verwandt. Sie war die Sprache der Bewohner Kleinasiens in der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr.
  • Amurritisch, Ugaritisch, Phönizisch und Altaramäisch, sind vier eng miteinander verwandte (nordwest)semitische Sprachen aus dem 2. und 1. Jahrtausend v. Chr. in Syrien.
  • Hurritisch war im 3.-2. Jahrtausend in Mesopotamien und Kleinasien verbreitet. Urartäisch wurde im 1. Jahrtausend v. Chr. in der Südosttürkei und Armenien gesprochen.
  • Elamisch ist eine Sprache aus dem Südwesten Irans vom 3.-1. Jahrtausend v. Chr.
  • Altpersisch, die indoeuropäische Sprache des Achämenidenreichs in der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr., wurde in einer eigenen Keil-Silbenschrift geschrieben.

Die Vorderasiatische Archäologie

Die Vorderasiatische Archäologie - auch Archäologie und Kulturgeschichte des Vorderen Orients, Altorientalische Archäologie oder Vorderasiatische Altertumskunde genannt - beschäftigt sich mit den materiellen Hinterlassenschaften der Kulturen des Alten Orients. Dazu gehören die antiken Kulturen Mesopotamiens, Syrien-Levante, Anatoliens, des Irans und der Arabischen Halbinsel.

Der zeitliche Rahmen erstreckt sich von der Zeit der Seßhaftwerdung des Menschen im 10. Jahrtausend v. Chr. und endet mit dem Beginn der klassischen Antike. Räumlich begrenzen das Mittelmeer, der Kaukasus, die mittelasiatischen Steppen und der Indische Ozean das Interessengebiet der Vorderasiatischen Archäologie. Einen Schwerpunkt bildet dabei die überregional prägenden Zivilisationen Babyloniens und Assyriens im 3. bis zum 1. Jahrtausend v. Chr.